Paul Karl Feyerabend war ein österreichischer Philosoph, der vor allem durch seine Arbeiten zur Wissenschaftsphilosophie bekannt wurde. Seine akademische Laufbahn begann er als Dozent für Wissenschaftsphilosophie an der University of Bristol, danach wechselte er an die Universität von Kalifornien in Berkeley, an der er über drei Jahrzehnte lehrte. Parallel hatte er im Laufe seines akademischen Lebens verschiedene – meist kurze – Anstellungen inne, u. a. am University College London, der London School of Economics, der FU Berlin, der Yale University der University of Auckland und der University of Sussex. Die letzten zehn Jahre seiner akademischen Laufbahn spielten sich hauptsächlich in Berkeley und an der ETH Zürich ab. Daneben hielt er Vorlesungen und Vortragsreihen an der University of Minnesota, der Stanford University, der Universität Kassel und der Università degli Studi di Trento.
Feyerabends berühmtestes Werk Wider den Methodenzwang, erschien 1975. Hier argumentiert er, dass es keine allgemeingültigen methodischen Regeln für wissenschaftliche Untersuchungen gebe, und formuliert stattdessen eine „anarchistische Erkenntnistheorie“. Fragen der Wissenschaftspolitik und des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik behandelt er in mehreren Essays und in seinem zweiten Hauptwerk, Erkenntnis für freie Menschen. In späteren Schriften wie Wissenschaft als Kunst, Irrwege der Vernunft und Vernichtung der Vielfalt behandelt er weitere Themen an der Schnittstelle zwischen Geschichte und Philosophie der Wissenschaft, antiker Philosophie, Kunstphilosophie, Politischer Philosophie, Ethik, Medizin und Physik. Sein letztes Werk, die Autobiographie Zeitverschwendung, finalisierte er auf seinem Sterbebett. Der unvollendete – parallel zur Arbeit an Wider den Methodenzwang angefertigte – Entwurf einer Naturphilosophie wurde 2016 postum veröffentlicht. Dieses Werk enthält Feyerabends Rekonstruktion der Geschichte der Naturphilosophie von der homerischen Zeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Ferner wurde ein Teil seiner umfangreichen Korrespondenzen nach seinem Tod veröffentlicht.
Feyerabend gilt neben Karl Popper, Thomas S. Kuhn und Imre Lakatos als einer der bedeutendsten Wissenschaftsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde Feyerabend durch seinen wissenschaftstheoretischen Anarchismus. Nach Feyerabend lassen sich keine universellen und ahistorischen wissenschaftlichen Methoden formulieren, produktive Wissenschaft müsse vielmehr Methoden nach Belieben verändern, einführen und aufgeben dürfen. Zudem gebe es keine allgemeinen Maßstäbe, mit denen verschiedene wissenschaftliche Methoden oder Traditionen bewertet werden könnten. Das Fehlen allgemeiner Bewertungsmaßstäbe führt ihn zu einem philosophischen Relativismus, nach dem keine Theorie allgemein wahr oder falsch ist. Er wird zu einem entscheidenden Akteur der „historischen Wende“ in der Wissenschaftsphilosophie gezählt, dessen Arbeiten einen deutlichen Einfluss auf einen Großteil der zeitgenössischen Wissenschaftsphilosophie und -geschichte, der Wissens- und Wissenschaftssoziologie sowie nicht zuletzt auch der Politischen Philosophie ausübten. Sein Schauspieltalent und seine, wie er es nannte, „Wiener Frivolität“ sorgten dafür, dass seine Vorträge äußerst gut besucht waren und internationale Aufmerksamkeit erregten. Seine facettenreiche Persönlichkeit wird in einem Nachruf von Ian Hacking treffend zusammengefasst: “Humanists, in my old-fashioned sense, need to be part of both arts and sciences. Paul Feyerabend was a humanist. He was also fun.”
Der einzige Grundsatz, der den Fortschritt nicht behindert, lautet: ʼʼAnything goes. (Mach, was du willst)ʼʼ
Quelle
Wider den Methodenzwang: Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie. Übersetzung Hermann Vetter. Suhrkamp 1979, S.5 books.google
Selbst Scheinfächer wie die Wissenschaftstheorie, die der Wissenschaft ihren Namen, der diese aber keine einzige brauchbare Idee verdankt, werden weit über den Wert ihrer positiven Beiträge finanziert.
Quelle
Wider den Methodenzwang: Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie. Übersetzung Hermann Vetter. Suhrkamp 1979, S.12-13 books.google
Es ist kurzsichtig anzunehmen, dass man ›Lösungen‹ für Menschen hat, an deren Leben man nicht teilnimmt und deren Probleme man nicht kennt.
Quelle
Erkenntnis für freie Menschen. edition suhrkamp 1980, S.237 books.google
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Fortschritt in eine Richtung kommt nicht ohne Aufhebung der Möglichkeit zum Fortschritt in eine andere Richtung zustande.
Quelle
Erkenntnis für freie Menschen. Suhrkamp 1979, S.147 books.google; edition suhrkamp 1980, S.172 books.googlePaul Feyerabend wurde in Wien, Österreich, geboren.
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