Ein Rückblick auf das Werk von Franka Potente
Mit einer hochkarätigen Riege prominenter Persönlichkeiten teilt sich Schauspielerin Franka Potente ihren Geburtstag, den 22. Juli. Ein guter Grund also, anlässlich ihres Ehrentages einen Blick zurück auf die beeindruckende Filmographie der gebürtigen Münsterin zu werfen.
Die Anfänge
Schon früh konnte sich Franka Potente in ihrer Schauspielkarriere beweisen. So war ihre erste Darbietung im mehrfach ausgezeichneten Jugendfilm „Nach im Fünf im Urwald“ nicht nur ihr Debüt, sondern zugleich auch ihre erste Hauptrolle. Für die Rolle der 17jährigen Anna, die sich durch Drogenexzesse und Partys der Spießigkeit ihrer traditionell angehauchten bayrischen Heimatstadt entziehen möchte erhielt die damals noch die Schauspielschule besuchende Franka auch den Bayrischen Filmpreis für die beste Nachwuchsdarstellerin.
Der Traumstart von Potente wird von ihrem Anschlussfilm ein wenig ausgebremst. „Die Drei Mädels von der Tanke“ war in den Augen der meisten eine recht geschmacklose Komödie, die man in der eigenen Filmographie nicht an die erste Stelle setzt. Auch drei weitere Rollen 97 bleiben eher erfolglos, bevor es dann 1998 den großen Durchbruch für die damals 24jährige Münsterin gab.
Der Durchbruch
Wieder zu Gast beim Bayrischen Filmpreis war Potente für ihre Darbietung der Reporterin Gabrielle Becker in der Roman-Verfilmung „Opernball“. Der Polittrhiller gilt heute immer noch als einer der besten deutschen seiner Art und schaffte es, mit einem vorzüglichen Spannungsbogen, in mehrere Richtungen verteilter und greifbarer Gesellschaftskritik und starken Schauspielerleistungen, die Zuschauer zu fesseln und Kritiker zu überzeugen.
Potentes ganz persönlicher Durchbruch folgte aber noch später im gleichen Jahr. Mit der Rolle der Lola in „Lola Rennt“ hat Potente den Aufstieg in die große Schauspielliga endgültig klar gemacht. Der künstlerische Actionfilm, der mit der beliebten Idee des Butterfly Effects spielt, liefert starke Bilder: Die Szenen, die das Schicksal der Nebencharaktere bei jeder der drei Handlungsabläufe offenbaren, die für ihre von Experten als authentische und unvergessliche Casino-Atmosphäre gelobte Spielhallen-Szene, das Familiendrama rund um Lola und ihren Vater und die Beziehung zwischen Lola und Manni, deren Test den Handlungsursprung stellt, alles wirkt und packt den Zuschauer bei den Gefühlen. Neben unzähligen Preisen, die sich der Film auf nationaler und internationaler Ebene sichern konnte, staubte Potente den Publikumspreis für die beste deutsche Schauspielerin beim Deutschen Filmpreis ab und setzte sich damit ein ganz persönliches Denkmal.
Highlights seit „Lola rennt“
Seit ihrer Darbietung als Lola hat Potente eine wahre Achterbahnfart durch die Filmwelt mitgenommen, auf der sich noch einige weitere filmische Leckerbissen finden lassen. Dabei auf gar keinen Fall fehlen darf der Medizin-Thriller „Anatomie“. In diesem Streifen konnte Potente als die fast schon zu ehrgeizige Medizinstudentin Paula, die es mit einem Geheimbund unmoralischer Mediziner aufnimmt, nur um von der Wahrheit eingeholt zu werden, eine schauspielerische Glanzleistung abliefern, die sich perfekt in das düstere Gewand des Werkes einfügt.
Im Kontrast zu diesen Auftritten in Filmen aus der Heimat stehen Rollen in Blockbustern wie „Die Bourne Identität“ und dem Biopic „Blow“, welche Potente weiter auf der internationalen Bühne etablieren. Zwar sind auch diese Filme mehr oder weniger von Erfolg gekrönt, nur sind es nicht die Blockbuster, die Fans der Schauspielerin zu begeistern wissen. Im selben Zeitraum wie die beiden eben genannten Filme kam mit „Blueprint“ einer von eben diesen Filmlieblingen raus. Die Geschichte rund um die begnadete Pianistin Iris, die sich aufgrund einer diagnostizierten Nervenerkrankung klonen lässt, um die Erhaltung ihres musikalischen Talentes sicher zu stellen, und das daraus entstehende Drama mit ihrer neuen Zwillingsschwester Siri weiß zu fesseln und wirft beim Zuschauer permanent fragen auf. Fragen über die moralische Richtigkeit des Klonens, Fragen über die eigene Motivation und Fragen, was den eigenen Familienzusammenhalt angeht.
Nach dem eher durchwachsenen „Anatomie 2“ konnte Potente mit „Creep“ im Jahre 2004 einen weiteren Meilenstein unter ihren Fan-Favorites etablieren. „Creep“ punktet mit einem minimalistischen Setting, das jedoch perfekt ausgespielt wurde. So erlebt der Zuschauer ein gut anderthalbstündiges Horror-Spektakel, in dem sich die Protagonisten, Potentes Verkörperung der Geheimagentin Kate eingeschlossen, gegenseitig durch den Londoner Untergrund jagen. Das Zusammenspiel aus Minimalismus, atmosphärischer Dichte und Splatter-Effekten funktioniert über die weiteste Strecke sehr gut und macht „Creep“ zu einem von Potentes besten Filmen.
Die letzten Jahre
In den letzten Jahren hat sich Potentes Leinwandleben etwas in den Hintergrund verschoben. Mit vielen Nebenrollen in beliebten Fernsehserien wie „Dr. House“ oder auch in prominenten Filmen wie „The Conjuring 2“ muss sie sich aber keinesfalls verstecken. Zuletzt spielte sie 2017 neben Tom Hardy in der Mini-Serie „Taboo“ eine Prostituierte.
Franka Potente hatte in der Vergangenheit Beziehungen zu Regisseur Tom Tykwer und Schauspieler Elijah Wood, bevor sie 2012 den Schauspieler Derek Richardson heiratete. Mit ihm lebt sie heute in Los Angeles. Das Paar hat zwei gemeinsame Töchter.
(Artikel-Stand 08/2017)